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Am Flughafen BER geht nicht mal das Licht aus

Das am Abend beleuchtete Terminal des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) in Schönefeld: Nach Angaben von Technik-Chef Amann brennt das Licht Tag und Nacht Das am Abend beleuchtete Terminal des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) in Schönefeld: Nach Angaben von Technik-Chef Amann brennt das Licht Tag und Nacht
Das am Abend beleuchtete Terminal des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) in Schönefeld: Nach Angaben von Technik-Chef Amann brennt das Licht Tag und Nacht
Quelle: dpa
Höchstens 300 Arbeiter sind derzeit auf der größten Baustelle Ostdeutschlands, dem Berliner Hauptstadtflughafen BER, unterwegs. Doch nicht einmal die Lichtschalter haben sie unter Kontrolle.

Worum geht es

Der nächtliche Anblick des hell erleuchteten neuen Hauptstadtflughafens BER ist imposant – aber muss auf den 300.000 Quadratmetern Geschossfläche unbedingt das Licht brennen? Wo doch nicht geflogen wird?

Bislang lautete die Antwort, Sicherheitspersonal und Reinigungskräfte bräuchten das Licht. „Es brennt Tag und Nacht das Licht da draußen“, gab auch Technikchef Horst Amann in einer Rede beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller zu. Unter dem Gelächter der Teilnehmer nannte er aber einen ganz anderen Grund: „Auch das hat damit zu tun, dass wir mit der Leittechnik nicht so weit sind, dass wir es steuern können.“

Die Bauarbeiten am künftigen Hauptstadtflughafen sollen im Spätsommer wieder Fahrt aufnehmen. Bis zum Juni oder Juli laufe eine Bestandsaufnahme, sagte Amann. Im dritten Vierteljahr werde mit den beteiligten Firmen über Restarbeiten und Mängelbeseitigung verhandelt. „Dann werden wieder richtig Leute auf die Baustelle kommen.“

Auch einen neuen Eröffnungstermin werde er frühestens dann nennen, sagte Amann. Die Inbetriebnahme war wegen Technikproblemen, Baumängeln und Fehlplanungen schon vier Mal abgesagt worden.

Streit um Nachtflugverbot droht

Amann warnte davor, das geplante Nachtflugverbot auszuweiten. An den sogenannten Randzeiten von 22.00 Uhr bis 0.00 Uhr und von 5.00 Uhr bis 6.00 Uhr dürfe nicht gerüttelt werden. „Diese Zeiten sind exorbitant wichtig, sie sind für einen global operierenden Flughafen ein Muss“, sagte Amann.

Bislang war ein Flugverbot von 0.00 Uhr bis 5.00 Uhr geplant, in den Randzeiten gelten Einschränkungen.

Der brandenburgische Landtag aber nahm am Mittwoch mit großer Mehrheit das Volksbegehren für ein erweitertes Nachtflugverbot an. Unmittelbar vor der Debatte hatte sich auch der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, für ein Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr am BER ausgesprochen.

Zwar lehnte er ein generelles, bundesweites Nachtflugverbot ab. „Ich glaube, dass ein Industrieland wie Deutschland nicht vollständig auf Nachtflüge verzichten kann, weder für Passagiere noch für Cargo“, so Flasbarth. Für stadtnahe Standorte wie den neuen Hauptstadtflughafen BER fordert seine Behörde aber ein Flugverbot von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr, um die Gesundheit der Anwohner zu schützen. „Es freut mich, dass der brandenburgische Ministerpräsident das jetzt für richtig hält“, sagte Flasbarth weiter.

Die Wirtschaft und das Land Berlin stemmen sich aber vehement gegen weitere Einschränkungen und warnen vor dem Verlust Tausender Arbeitsplätze, wenn ein verschärftes Nachtflugverbot durchgesetzt wird.

Zwist zwischen Berlin und Brandenburg

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Mit seinem Schwenk pro Nachtflugverbot hat Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) die Berliner massiv verärgert. „Ich bedaure zutiefst, dass Brandenburg offenbar den gemeinsam festgelegten Kurs für die Entwicklung des Flughafens BER verlassen will", sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor wenigen Tagen. Er warnte eindringlich davor, dass ein Kurswechsel "in die falsche Richtung" zu einem "elementaren Schaden für die Perspektiven der gesamten Region" führen und die gemeinsame Grundlage für die Entwicklung des Flughafens zerstören würde.

Flughafen-Technikchef Amann verteidigte unterdessen die vorgesehene umfangreiche Bestandsaufnahme. Teils fehlten noch immer Pläne, in anderen Fällen müsse umgeplant werden. Er kritisierte auch den Rauswurf der Generalplaner im vergangenen Jahr. Möglicherweise sei das richtig gewesen, sagte Amann, fügte aber hinzu: „Es wäre besser gewesen, sich vorher zu überlegen, wie ich etwas kompensiere, wenn ich es nicht mehr habe.“

Momentan sind nach Amanns Worten täglich 200 bis 300 Arbeiter auf der Baustelle, tätig seien sie in Treppenhäusern und in den Pavillons neben dem Abfertigungsgebäude. „Wir haben keinen Stillstand, aber es geht nur moderat voran“, sagte der Technik-Geschäftsführer, der seit August in Schönefeld im Einsatz ist.

BER startet an Grenze der Kapazität

Ambitionen auf den vakanten Posten des im Januar gefeuerten Flughafenchefs Rainer Schwarz ließ Amann nicht erkennen. Die Stelle sei ihm nicht angeboten worden.

Der Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platezck (SPD), wollte den früheren Frankfurter Flughafenchef Wilhelm Bender holen, der aber nur als Berater einspringen will. Am Mittwoch sollte sein erster Arbeitstag sein. Laut Amann entscheidet der Aufsichtsrat am Freitag, welcher Personalvermittler einen neuen Flughafenchef sucht.

Für den Neubau in Schönefeld prüfen die Verantwortlichen derzeit auch den Bau zusätzlicher Abfertigungskapazitäten im neuen Terminal. Zudem könnte die nördliche Start- und Landebahn – die der neue Airport vom benachbarten alten Schönefelder Flughafen übernimmt – vor der Eröffnung saniert werden – auch, weil der Hauptstadtflughafen nach ansicht von Experten schon bei seiner Eröffnung an der Kapazitätsgrenze stehen wird.  2012 hatte Berlin mit 25,1 Millionen Passagieren einen weiteren Rekordwert erzielt.

dpa/cat

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